Kartrin Corazza
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Behörden und Wirtschaftsverbände wollen im Areal St.Gallen West – Gossau Ost (ASGO) für eine koordinierte Entwicklung sorgen. So sollen das Wachstumspotenzial des grössten zusammenhängenden Arbeitsgebiets im Kanton erschlossen, die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung abgestimmt und die Verkehrsinfrastruktur optimal genutzt werden.
St.Gallen West – Gossau Ost Regierungspräsident Beat Tinner, Regierungsrätin Susanne Hartmann, Gossaus Stadtpräsident Wolfgang Giella, der St.Galler Stadtrat Markus Buschor sowie zwei Präsidenten lokaler Wirtschaftsverbände: Allein die Präsenz der verschiedenen ASGO-Partner macht deutlich, welch grosse Bedeutung Kanton, Gemeinden und Wirtschaft der Arealentwicklung zwischen Gossau und St.Gallen beimessen.
«Die Städte und die Firmen bekennen sich klar zum Wirtschaftsstandort Gossau. Wir müssen eine Innenentwicklung fördern, aber auch fordern», erklärt Gossaus Stadtpräsident Wolfgang Giella. In dieser Form der gemeinsamen Entwicklungsplanung handle es sich um einen wohl einzigartigen Prozess hierzulande – zumindest sei ihm kein anderes Beispiel bekannt. Giella verweist auf den Konsens der beteiligten Partner, dass die Koordination von wirtschaftlicher Entwicklung und Mobilität möglichst flächen- und energieeffizient erfolgen muss. Bei der Entwicklung des Gebiets in den 1960er Jahren habe man keine ganzheitliche Planung verfolgt. «Das musste man auch nicht, da grosse Landreserven zur Verfügung standen. Das ist heute nicht mehr der Fall», erklärt Giella. Heute müsse man Flächen in einem bestehenden System nutzen. Entsprechend wichtig sei, die Entwicklung gemeinsam mit allen Partnern voranzutreiben. Aus Gossauer Sicht fügt der Stadtpräsident an, dass das Zielbild der ASGO-Entwicklungsplanung kongruent sei mit dem Stadtentwicklungskonzept und dem Richtplan von Gossau. Ausserdem werde die Notwendigkeit des A1-Anschlusses auf Gossauer Boden bestätigt. «Mit einem direkten Autobahnanschluss für die Industrie kann das Gossauer Zentrum vom Lastenverkehr entlastet werden», so Giella.
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Das Wachstumspotenzial in diesem Arbeits- und Siedlungsgebiet wird in der Entwicklungsplanung des Vereins ASGO bis 2050 auf 7'500 zusätzliche Arbeitsplätze geschätzt, wie ASGO-Geschäftsführer Andreas Schläpfer erklärt. Bei heute 15'500 Arbeitsplätzen bedeutet dies ein Wachstum von beinahe 50 Prozent. Bescheidener ist das Wachstumspotenzial bei den Einwohnenden. Zu den aktuell 6'000 im Gebiet lebenden Personen besteht gemäss Entwicklungsplanung ein Potenzial von 850 weiteren, was einem Wachstum von 14 Prozent entspricht. Die Gebietsentwicklung erfordert ein koordiniertes Vorgehen, darin sind sich alle Partner einig. Dies betrifft Fragen der Verdichtung, die Optimierung der Verkehrsinfrastruktur und -nutzung, neue Anbindungen an nationale Netze von Schiene und Strasse, attraktive Begegnungs- und Verbindungsräume sowie den Umgang mit der Klimaentwicklung. Sämtliche Partner haben ihren Willen, den Entwicklungsprozess mitzutragen, mit der Unterschrift unter die «Charta ASGO-Gebietsentwicklung 2050» bekräftigt. Die Entwicklungsplanung unterteilt das ASGO-Gebiet in fünf Teilgebiete: «Produktion und Logistik Gossau Ost», «Bahnhofquartier Gossau Ost», «Winkeln», «Geissbergareal» und «Nordhalde, nördlicher Raum Herisau». Die Teilgebiete sollen entsprechend den individuellen Nutzungsschwerpunkten weiterentwickelt werden. Das in der Arealmitte gelegene Kernstück «Produktion und Logistik Gossau Ost» ist der Hauptstandort für Grosshandel und Produktion. Das «Bahnhofquartier Gossau Ost» sieht gezielt Mischnutzungen vor.
Regierungspräsident Beat Tinner betont die Bedeutung des Gebiets für den gesamten Kanton: «Es handelt sich um das mit Abstand grösste zusammenhängende Arbeitsgebiet im Kanton und es ist als Entwicklungsgebiet klassifiziert.» Allein die schiere Grösse des Areals, die rund 500 Fussballfeldern entspreche, zeige die volkswirtschaftliche Bedeutung. «800 Firmen sind hier angesiedelt und das Gebiet spielt eine Schlüsselrolle in der Lebensmittelversorgung der Deutschschweiz und auch des Tessins», hob Tinner heraus. Wolle man das Gebiet weiterentwickeln, brauche es für den Verkehr Lösungen. Die Spitzenlasten könnten sonst auf der Strasse nicht mehr bewältigt werden. Tinner betrachtet die Arealentwicklung auch noch aus einer anderen Perspektive: «Wir können hier zeigen, dass sich in der Ostschweiz sehr wohl grosse Projekte realisieren lassen.» Das koordinierte Vorgehen gepaart mit dem Mut, in grossen Zeiträumen zu denken, könnte laut dem Regierungspräsidenten sogar als leuchtendes Beispiel für Entwicklungen in anderen Regionen des Kantons dienen.
Tinners Regierungskollegin Susanne Hartmann erklärt, die weitsichtige Betrachtung mache es erst möglich, den vielen Herausforderungen in der Gebietsentwicklung erfolgreich zu begegnen. Die Regierungsrätin lobt, wie Wirtschaft und Behörden den gemeinsamen Willen bekräftigt haben und ihre Ressourcen bei der Arealentwicklung bündeln. Ein Fokus liege sicherlich darauf, das begrenzte Verkehrsangebot optimal zu nutzen. «Es müssen gemeinsame Lösungen für die verschiedenen Verkehrsträger gefunden werden, statt diese gegeneinander auszuspielen. Glücklicherweise sind wir in den Exekutiven in dieser Hinsicht nicht so ideologisch unterwegs wie die Legislativen», so Hartmann mit einem Seitenhieb an die verschiedenen Parlamente. Klar sei aber auch, dass ein Umstieg auf den ÖV und den Langsamverkehr nicht von selbst erfolge. Es müssten entsprechende Anreize geschaffen werden. Die Entwicklungsplanung der ASGO sieht für den Verkehr verbesserte öffentliche Mobilitätsangebote und Mobilitätshubs an den Bahnhöfen Gossau, St.Gallen Winkeln und Herisau, verbesserte ÖV-Verbindungen, sichere Fuss- und Velowege, ein betriebliches Mobilitätsmanagement und punktuelle Knotenausbauten sowie eben einen direkten Autobahnanschluss vor. Mit Mobilitätsmanagement sind Massnahmen der Unternehmen gemeint, um die Pendlerströme zu steuern, sei es beispielsweise durch eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten, ein ÖV-Jobticket oder gemeinsame zentralisierte Tiefgaragen.
Zu den Unterzeichnern der Charta für die ASGO-Gebietsentwicklung gehören neben den Kantonen St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden und den Gemeinden Gossau, St.Gallen, Gaiserwald und Herisau auch die Handels- und Industrievereinigung Gossau SG, der Industrie- und Gewerbeverein St.Gallen-West sowie Agglo St.Gallen-Bodensee. Mario Bruderer, Präsident des Industrie- und Gewerbevereins St.Gallen-West, betont die Bedeutung des Bekenntnisses zum Standort: «Die Wirtschaft braucht grösstmögliche Planungssicherheit, um Investitionen zu tätigen.» Auch das Bekenntnis, die grossen Ausbauten im Infrastrukturbereich anzustreben, hebt er hervor. Claudio Cavelti, Präsident der Handels- und Industrievereinigung Gossau, erklärt die Bedeutung einer Ermöglichungskultur. «Ein Entwicklungsgebiet braucht eine klare, positive Wirkung nach aussen. Es benötigt den Mut zur gemeinsamen Lösung!»
ASGO-Geschäftsführer Andreas Schläpfer erklärt im Ausblick auf den weiteren Verlauf, dass das ASGO-Programm in diesem Jahr noch finalisiert werden soll. Ausserdem ist vorgesehen, im dritten Quartal mit der Planung von Teilprojekten zu starten. Weiter möchte der Verein den Organisationsaufbau vorantreiben und ein Monitoring aufbauen, dass die Wirkung der Umsetzungsmassnahmen überprüft.
Von Tobias Baumann
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