Kartrin Corazza
veröffentlicht unter dem Künstlernamen Katy O. ihr erstes Soloalbum.
Norbert Thaler leitet seit 2011 die städtische Fachstelle Sport, die 2019 zur Fachstelle «Sport Kultur Freizeit» erweitert wurde. Ende Jahr gibt er sein Amt ab. tb
Ende Jahr gibt Norbert Thaler die Leitung der städtischen Fachstelle «Sport Kultur Freizeit» ab. Damit tritt die erste Ansprechperson für hiesige Vereine, die mit ihrem Engagement die Gossauer Sportwelt entscheidend geprägt hat, in den wohlverdienten Ruhestand. Zuhause stillsitzen, wird der 70-Jährige aber auch künftig nicht.
Merkurstrasse 12 Nur noch zwei Monate wird Norbert Thaler die im Schulamt beheimatete und im Departement Jugend Alter Soziales angesiedelte Fachstelle «Sport Kultur Freizeit» leiten. Doch davon ist im Gespräch mit ihm so gar nichts zu spüren. Er spricht von neuen Finanzierungsmöglichkeiten für die Sportwelt und zukünftigen Schwerpunkten, skizziert Nachnutzungsmöglichkeiten für nicht mehr benötigte Räumlichkeiten und blickt auf die langfristige gesellschaftliche Wirkung der Sportwelt Buechenwald. Der Mann, der als Präsident der IG Sport Gossau die Gründung der Fachstelle «Sport» mitinitiiert hat, wurde 2011 als erster Sportkoordinator der Stadt eingesetzt. «Viele Vereine hatten damals unbefriedigende Raum- und Platzverhältnisse und gelangten mit ihren Anliegen an die IG Sport und diese wiederum an die Stadtverwaltung. Doch dort fehlte eine zentrale Anlaufstelle», erinnert sich Thaler, der einst die Lehre als Elektromonteur, später die Meisterprüfung und eine Weiterbildung zum Telematiker machte. Während vielen Jahren arbeitete er im Verkauf und anschliessend als Projektleiter Informatik in einem grossen Ingenieurbüro – dies bis zum ordentlichen Pensionsalter auch noch parallel zu seiner Tätigkeit bei der Stadt. Verschiedene parlamentarische Vorstösse hätten damals Verbesserungen in der Sportinfrastruktur wie etwa Ersatzbauten für die veraltete Fussballtribüne und das Hallenbad oder den Bau einer zusätzlichen Turnhalle verlangt.
«Doch da eine Gesamtschau fehlte, war das Parlament hin- und hergerissen, mit welchen Vorhaben begonnen werden soll. Deshalb haben wir den Fraktionen im Parlament vorgeschlagen, ein Gemeindesportanlagenkonzept, das sogenannte GESAK, erarbeiten zu lassen», erzählt Thaler. Im GESAK wurde der Bedarf durch die Nutzer, sprich die Schulen und die Sportvereine, angemeldet. Das Konzept schuf die Grundlage für die Gossauer Sportwelt, deren Modul 1 sich aktuell mitten in der Umsetzung befindet. Die neue Fussballtribüne mit zwei Kunstrasenfeldern und die Leichtathletikanlagen werden bereits rege genutzt. Das neue Hallenbad, die weiteren Fussballplätze und auch die Freizeitanlagen rundherum sollen nächstes Jahr eröffnet werden. Politische Verantwortliche aus Exekutive und Legislative sowie Wegbegleiter aus den Sportvereinen sind sich einig, dass es die Sportwelt in dieser Form ohne das grosse Engagement von Thaler nicht geben würde. So sagte Stadträtin Helen Alder an einer durch die IG Sport organisierten Ehrung für Thaler im letzten Jahr exemplarisch: «Du hast das Gesicht von Gossau in den letzten Jahren so stark geprägt wie niemand sonst, bist dabei aber immer im Hintergrund geblieben.»
2019 wurde die Fachstelle Sport um die Bereiche Kultur und Freizeit erweitert und Thaler so zur Ansprechperson für alle Gossauer Vereine. «Inzwischen hat sich bei den Vereinsvertretern ein Bewusstsein entwickelt, dass etwas geht, wenn sie sich an uns wenden», freut sich Thaler. Im Kulturbereich musste er allerdings einen Rückschlag hinnehmen, werden doch die Pläne für ein Haus der Kultur aus finanziellen Gründen nicht mehr weiterverfolgt. Thaler scheint dies trotz viel geleisteter Vorarbeit gelassen zu nehmen. «Die Politik kann immer auch Nein sagen. Das gilt es zu akzeptieren», sagt er ohne Groll. Thaler wäre nicht Thaler, wenn er deswegen sein Engagement für die Kultur zurückfahren würde. So initiierte er 2024 das Projekt «Kulturelle Vereine im Wandel», nachdem er wiederholt von Schwierigkeiten der Kulturvereine gehört hatte. Diese klagen über sinkende Mitgliederzahlen, fehlende Vorstandsmitglieder und eine zu geringe Sichtbarkeit. Thaler gehört einer Kerngruppe an, die sich diesen Schwierigkeiten annahm, eine Umfrage bei 70 Vereinen lancierte und zum Workshop lud. Aktuell werden in unterschiedlichen Zusammensetzungen fünf Arbeitspakete bearbeitet, um die Kulturvereine besser für die Zukunft zu rüsten.
Auch im Gemeindeduell von schweiz.bewegt legte sich Thaler immer mächtig und weit über sein Arbeitspensum von 50 beziehungsweise 60 Prozent hinaus ins Zeug. Nicht umsonst besiegte Gossau sowohl Flawil als auch Herisau mit jeweils grossem Vorsprung und holte bei geändertem Format mit allen Gemeinden im Wettstreit mehrfach den Sieg. Selbst erklärt Thaler sein grosses Engagement so: «Der Beruf war für mich immer auch Hobby. Ich habe nie eine strikte Trennung zwischen Beruf und Freizeit gemacht und deshalb auch immer gern Freiwilligenarbeit geleistet». Dass er die Fachstelle auch mit 70 Jahren noch leitet, begründet der langjährige Präsident der Handball-abteilung des TSV Fortitudo Gossau ebenfalls mit Spass an der Aufgabe und einem Arbeitsumfeld mit angenehmen Menschen. Ausserdem habe er die Projekte von Anfang an begleitet und sei deshalb auch gerne bei der Umsetzung dabeigeblieben. Weiter findet Thaler, Arbeit und damit verbunden der Kontakt mit jüngeren Leuten halte den Geist frisch. Auch mit 70 Jahren kann er sich nicht vorstellen, zuhause im Lehnstuhl zu sitzen. Sollte die Stadt bei einzelnen Projekten auf sein Know-how zurückgreifen wollen, werde er seine Arbeitskraft auch zukünftig sehr gerne zur Verfügung stellen. «Und wenn sich sonst die eine oder andere Tür für ein Mandat öffnet, werde ich gerne zusagen», sagt er schmunzelnd.
Die zusätzliche freie Zeit werde er in erster Linie mit seiner Familie, seiner Frau, den vier Kindern und acht Enkelkindern, verbringen. Die meisten der Enkelkinder seien allerdings schon aus dem Alter heraus, in dem sie von den Grosseltern gehütet werden wollen, erzählt er schmunzelnd. Wie wird er sich wohl fühlen, wenn er künftig durch die Sportwelt spaziert? «Ich werde mich sicher freuen. Aber viel wichtiger ist mir die langfristige Wirkung für die Gesellschaft. Ich bin überzeugt, dass gerade die vielen Durchgänge und Freiräume in der Sportwelt positive Veränderungen auslösen werden», erklärt Thaler und blickt sofort wieder voraus. Im GESAK 2011 habe man dem ungebundenen Sport, der ausserhalb der Vereine stattfindet, noch wenig Beachtung geschenkt. Dieser Bereich gewinne an Bedeutung in der Infrastrukturplanung. Nein, Thaler hat definitiv noch nicht abgeschlossen mit seinem Berufsleben.
Von Tobias Baumann
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