Markus Buschor
Trotz Überprüfung der «Public Library» steht der Stadtrat hinter dem Projekt.
Am Freitag wurde die Petition an Gemeinderat Peter Künzle übergeben. sro
Am 9. Juni hat die Stimmbevölkerung von Herisau den Kredit für die Neugestaltung und Sanierung von Obstmarkt und Platz knapp abgelehnt. Nun wurde eine Petition eingereicht, welche vom Gemeinderat fordert, die Nutzung des Dorfzentrums mit der Bevölkerung neu zu verhandeln und das Projekt Obstmarkt und Platz in angepasster Form noch einmal zur Abstimmung zu bringen.
Petition Dicht gedrängt stand das Komitee «Für ein lebendiges und aktives Dorfzentrum» im Eingang des Gemeindehauses, um die Petition offiziell einzureichen. Das Interesse scheint gross, Gemeinderat Peter Künzle meinte, er habe noch nie so viele Leute bei einer Petition-Einreichung gesehen. 729 Unterschriften wurden innert 30 Tagen gesammelt. «Wir freuen uns, dass so viele Personen die Petition unterzeichnet haben», sagte Einwohnerrat Rémy Chenevard. Das Hauptanliegen sei, dass sich die Gemeinde mit der Bevölkerung auseinandersetzt, eine Begleitgruppe bildet und mit dieser das Projekt und Nutzungsmöglichkeiten bespreche. «In einem zweiten Schritt soll möglich sein, dass die Herisauer Bevölkerung noch einmal abstimmen kann», erläutert Chenevard. Man habe vereinzelt die Rückmeldung erhalten, man missachte mit dieser Petition den Volkswillen. «Aber der Bevölkerung muss klar sein, dass wir ein Sanierungsprojekt ohne zusätzlichen Nutzen für Herisau haben, wenn wir das Geschäft nicht noch einmal auf Tapet bringen würden», erklärt Chenevard in seiner Ansprache.
Dass der Obstmarkt und Platz saniert werden muss, ist klar. Die Petitionäre fordern, dass dies mit zusätzlichem Nutzen geschehen soll. «Die bisherigen Projektvorleistungen von einer Million Franken und die in jedem Fall anstehenden Sanierungskosten von rund sechs Millionen Franken sollen nicht ohne zusätzlichen Nutzen für Herisau investiert werden», heisst es im Petitionstext.
Nebst den Themen Parkplätze, Verkehrsführung und Pflästerung soll die Diskussion um die Nutzung des Dorfzentrums im Vordergrund stehen. «Nur ein aktiv genutzter Platz bietet neue Chancen für Herisau», heisst es weiter. Vereine, Veranstalter, Interessengruppen sowie Anwohnerinnen und Anwohner sollen in die Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes miteinbezogen werden und als zentrale Begleitgruppe für die weitere Projektierung zusammengefasst werden. Das Sammeln der Unterschriften sei gut gelaufen, so Chenevard. «Wir wurden mit offenen Armen empfangen. Vereinzelt gab es kritische Stimmen, diese waren auch willkommen. Davon können wir lernen», sagt er. Jetzt sei wirklich zentral über die Nutzung zu sprechen, und zwar mit einer Begleitgruppe mit Vertretern aus diversen Gruppen – Kulturschaffende, Pensionierte, Marktfahrende, Kinder und Jugendliche Vereine, Menschen mit Behinderung und viele mehr. «Wir wollen kein neues Projekt, man muss nicht auf Feld eins zurück, sondern kann Anpassungen vornehmen», sagt Chenevard.
Gemeinderat Peter Künzle nahm die Petition entgegen. «Es ist eine Petition und keine Verpflichtung, das wissen wir», meinte Chenevard, bei der Überreichung. In der Petition sind bereits die Namen jener festgehalten, die bereit sind, in der Begleitgruppe mitzuwirken. «Herzlichen Dank für das starke Zeichen, welches ihr mit dieser Petition setzt. Der Gemeinderat ist – wie ich an der vorletzten Einwohnerratssitzung betont habe – im Grundsatz gewillt, das Projekt noch einmal anzuschauen. Das Zeichen ist für uns gegeben. Ich will aber dem Gemeinderat nicht vorgreifen und die Sitzung abwarten, an der wir das Geschäft nochmals beraten werden», sagt Künzle. Der Gemeinderat sei sehr gewillt, das Projekt welches er im ersten Durchgang bereits für gut und ausgewogen befand, unter Berücksichtigung der Kritikpunkte nochmals anzuschauen.
«Aber hier muss ich bereits jetzt betonen: Es handelt sich um einen historischen Platz und es bestehen Rahmenbedingungen. Zudem ist es ein Gemeinschaftsprojekt von Kanton und Gemeinde», meint Künzle. Man sei aber bereit, sich alles anzuschauen und in den Dialog zu treten. Künzle schätzt, dass eine Abstimmung im Jahr 2026 realistisch sein dürfte, sollte es nochmals zu einer kommen. Denn wenn der Gemeinderat das Projekt noch einmal zur Abstimmung bringen wird, entscheidet vorgängig erneut der Einwohnerrat, bevor die Stimmbevölkerung darüber befinden kann. Er bedankte sich bei den Petitionären für das Sammeln der Unterschriften. «Die Knochenarbeit geht jetzt aber erst los. Je mehr Leute hinter dem Projekt stehen und je besser wir gerüstet sind, desto erfolgreicher würde eine Abstimmung sein», sagt Künzle.
Künzle freut sich über die Petition. «Das Hauptanliegen ist jetzt nicht, das Projekt von Grund auf neu zu diskutieren, sondern abzuklären, welchen Nutzen der Obstmarkt und Platz für diverse Interessierte erfüllen sollte. Dieser Ansatz bindet die Bevölkerung ein und kann rasch zu einem guten Resultat für Herisau führen», sagt Künzle. Er finde es sehr positiv, diskutiere man noch einmal über den Obstmarkt und Platz. Denn: Eine Sanierung braucht dieser ohnehin. «Das Projekt ist noch warm und wir hätten die Möglichkeit, Gelder aus dem Agglomerationsprogramm des Bundes zu erhalten – da kann die Gemeinde Herisau zwei Millionen erwarten», so Künzle. Wenn es gelingen würde, das Projekt mit Anpassungen zu einem positiven Ergebnis zu führen, wäre auch das Geld, welches bereits für die Planung ausgegeben wurde, nicht umsonst gewesen.
Stefanie Rohner
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