Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
St.Galler Power für die Schweizer Nationalmannschaft; von links: Aurora Bitzi, Alexandra Usik, Lenka Simova und Trainer Jürgen Fleischmann. tb
Heute beginnt in Nanjing die U18-Weltmeisterschaft der Frauen im Handball. Mit Aurora Bitzi, Lenka Simova und Alexandra Usik sind auch drei Spielerinnen des LC Brühl im Osten Chinas dabei. Trainer Jürgen Fleischmann aus Speicher hat das Erreichen der Hauptrunde als Ziel ausgegeben.
Handball «Die Bilder der Stadt sehen sehr schön aus. Sie hat rund zehn Millionen Einwohner», erzählt Aurora Bitzi beim Treffen einige Tage vor der Abreise. Ihre Teamkollegin Alexandra Usik berichtet von der 16-stündigen Flugdauer, die dem Team bevorsteht und Lenka Simova betont, dass es sich für das ganze Team um eine ganz neue Erfahrung handelt. Am Samstag erfolgte der Abflug nach Peking, danach ging es mit einem Inlandflug weiter in die Hauptstadt der Provinz Jiangsu, wo die WM ausgetragen wird. Während den drei Spielerinnen, die alle 2006 geboren wurden, die Vorfreude und Aufregung anzumerken ist, scheint ihr Trainer Jürgen Fleischmann gelassen. Er hat sich nicht mit der Stadt, dafür umso mehr mit den sportlichen Belangen des Turniers beschäftigt. Zur Gruppe mit Ägypten, Rumänien und Spanien sagt er: «Die Spanierinnen wurden mit diesem Jahrgang U16-Europameisterinnen, die Rumäninnen sind sehr stark und Ägypten ist amtierender Afrikameister. Es hätte sicher leichtere Gruppen gegeben.» Doch trotz den starken Widersacherinnen hat der Trainer als Ziel die Qualifikation für die Hauptrunde definiert. Dazu müssen die Schweizerinnen mindestens zwei der drei Teams hinter sich lassen.
«Wir haben bei der U16 gesehen, was möglich ist, wenn man sich in einen Flow spielt», sagt Fleischmann, der als Cheftrainer der U16 und der U18 in Personalunion wirkt. Vor gut einem Monat hatte die U16 in Schweden sensationell EM-Gold geholt. «Ich möchte eine Medaille mit nach Hause bringen», sagt Aurora Bitzi denn auch ohne Umschweife. Ihr Trainer schätzt es, wenn sich die Spielerinnen hohe Ziele setzen, auch wenn er weiss, wie schwierig dieses Unterfangen wird. Befürchtungen, dass sich seine Spielerinnen bei Verpassen der Hauptrunde für allfällige Klassierungsspiele nicht mehr voll motivieren könnten, hegt er keine: «Selbstverständlich ist es leichter, ein Team auf einen Viertelfinal vorzubereiten als auf ein Spiel um Rang 11 oder Rang 13. Aber es handelt sich um eine Weltmeisterschaft und nicht um ein Schülerturnier. Da will man in jeder Partie sein Bestes zeigen.» Von der Klassierung hängt auch die Einstufung der Schweiz für die kommenden Turniere ab. «Wir spielen also auch für den nächsten Jahrgang», erklärt der Trainer.
«Wir sind gut vorbereitet. Auf dieser Altersstufe ist das Niveau sehr ausgeglichen. Die Spiele entscheiden sich daher im Kopf und wir wollen die beste Mentalität zeigen», sagt Alexandra Usik, die Tochter des langjährigen St.Otmar-Spielers Alex Usik. Wie ihre Teamkollegin hat auch Lenka Simova ihr Talent in die Wiege gelegt bekommen. Sie ist die Tochter von Monika Simova, der Rekordtorschützin des Schweizer Frauenhandballs, die mit St.Otmar drei Meistertitel gewann. Damals lieferten sich St.Otmar und Brühl einen jahrelangen Kampf um die Vorherrschaft im Schweizer Handball der Frauen und Simova war der grösste Trumpf der Gelb-Schwarzen. «Wir haben uns sehr gefreut, als wir hörten, sie sei schwanger», erinnert sich Fleischmann, der in jener Zeit als Trainer beim LC Brühl wirkte, lachend. Er konnte damals kaum erahnen, dass er später einmal sowohl Katharina als auch die vier Jahre jüngere Schwester Lenka als Nationalspielerinnen führen wird. Lenka Simova betont die Einmaligkeit dieser Chinareise: «Eine solche Chance erhält man nicht jeden Tag. Gemeinsam können wir als Team einen grossen Schritt machen.» Die WM-Teilnahme sieht sie als Riesenerlebnis.
Die beiden St.Gallerinnen Simova und Usik begannen beide bereits mit fünf Jahren mit Handball beim SV Fides und wechselten später gemeinsam zu Brühl. Bitzi dagegen kam erst mit zwölf Jahren zum Handball, nachdem sie davor im Verein Fussball gespielt hatte. Die Roggwilerin wurde in Arbon an einer Sportschule in eine Klasse mit vielen Handballerinnen eingeteilt, so dass sie es selbst mit dieser Sportart versuchen wollte. Im Club figurieren aktuell alle drei in der zweiten Mannschaft des LC Brühl, die in der zweithöchsten Schweizer Liga antritt. Und alle drei wurden nach den Regionalauswahlen erst für die U16 und später für die U18 der Schweiz aufgeboten. Während die WM-Teilnahme für die Spielerinnen ein Riesenhighlight darstellt, ist die Finanzierung für den Verband eine grosse Herausforderung. «Es wird mit Kosten zwischen 80'000 und 100'000 Franken gerechnet», erklärt Fleischmann. Sponsoren und ein Crowd-funding helfen dem Verband, diesen Aufwand zu stemmen. Ausserdem müssen die Spielerinnen selbst je 500 Franken an die Reise bezahlen.
Von Tobias Baumann
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