Maria Pappa
Die digitale Plattform des «Weges der Vielfalt» steht ab sofort bereit.
Der TSV Fortitudo Gossau hatte in der abgelaufenen Saison oft das Nachsehen. z.V.g.
Nach dem Abstieg in die 1. Liga hat der Vorstand der TSV Fortitudo Handballabteilung verschiedene Versäumnisse ausgemacht. In der nächsten Saison soll auch dank ausländischen Verstärkungsspieler der Wiederaufstieg in die NLB angepeilt werden.
Handball «Die unbefriedigende letzte Saison ist abgehakt. Die Fehler sind erkannt und Lösungen wurden erarbeitet», liess der TSV Fortitudo bei der Verkündung des ersten Zuzugs für die neue Saison verlauten. Doch welche Fehler haben denn zum Abstieg in die Drittklassigkeit geführt? Franz Würth, Präsident der Forti Handballabteilung, benennt drei Ebenen, auf denen der Vorstand und die sportliche Leitung in der Analyse Versäumnisse erkannt hätten. «Wir haben einen strategischen Fehler gemacht, indem wir zu viel Verantwortung auf die Schultern der jungen Spieler geladen haben», führt Würth aus. Man habe die Abgänge von routinierten Spielern nicht adäquat ersetzt. «Auf operativer Ebene hätten wir den Trainerwechsel sofort vornehmen müssen, als wir uns damit beschäftigt haben. Da haben wir zu lange zugewartet», erklärt Würth weiter und sagt zur dritten Ebene: «Aus finanzieller Sicht ist es uns nicht gelungen, das sinkende Budget zu kompensieren.» Dass gerade zwischen dem strategischen Fehler und den geringeren finanziellen Mitteln ein Zusammenhang besteht, bestätigt Würth auf Nachfrage und erklärt, das Budget sei nicht von heute auf morgen, sondern über die letzten Jahre schleichend kleiner geworden.
Nach der Problemanalyse ist vor der Problembehebung. «Wir kämpfen an allen Fronten. Als Sportler darf man umfallen, man muss aber wieder aufstehen», sagt der Forti-Präsident dazu. Das Ziel sei, mit einer Vorwärtsstrategie sofort den Wiederaufstieg anzustreben, sonst drohe die Gefahr des «Herumdümpelns». Allerdings handle es sich um eine anspruchsvolle Aufgabe. «Es können nur zwei Teams in die NLB aufsteigen und wir sind sicher nicht die einzigen, die mit diesem Ziel in die neue 1. Liga Saison steigen», so Würth. Mithelfen, den Wiederaufstieg zu bewerkstelligen, sollen ausländische Verstärkungsspieler. Mit Ole Richter konnte Fortitudo bereits einen Spieler aus der dritten deutschen Liga Nord-West verpflichten. Mindestens ein weiterer Ausländer soll dazukommen, kündet Würth an. Diese Spieler kämen in erster Linie in die Region, um hier zu arbeiten. Fortitudo hilft bei der Jobsuche. «Wir nutzen unser Beziehungsnetz, wobei letztlich eine Firma von der Person überzeugt sein muss, denn wir können uns bekanntlich keine Profis leisten», erklärt Würth.
In der letzten Saison hatte Fortitudo erstmals keine solchen Verstärkungsspieler an Bord, was sich bitter rächte. «Es hat sich vor einem Jahr im Rahmen unserer Möglichkeiten schlicht nichts ergeben. Unsere Philosophie ist klar: Wir geben kein Geld aus, das wir nicht haben», erklärt der Präsident. Wenn man sportlich erfolgreich sei, sich aber finanziell das Genick breche, diene das niemandem. Die Vereinsverantwortlichen unternehmen alles, um die finanziellen Möglichkeiten wieder zu verbessern. Mithelfen soll auch die ins Leben gerufene Aktion «Namenshelden auf dem Forti-Trikot». Für 100 Franken können Firmen oder Private ihren Namen in die Rückennummer drucken lassen und so ihre Verbundenheit zum Verein zum Ausdruck bringen. Interessierte finden die Aktion auf der Homepage fortitudohandball.ch. Finanzielle Mittel benötigt der Verein nicht nur für sein Fanionteam, sondern auch für die Nachwuchsförderung. Das Regionale Leistungszentrum Handball Fürstenland, in dem Fortitudo gemeinsam mit fünf Partnervereinen aus der Region junge Spieler fördert, soll nicht unter dem Abstieg leiden.
Gegründet wurde das Leistungszentrum als Fortitudo in der NLA spielte und den Spielern eine Plattform auf höchster Stufe bieten konnte. «Der Leuchtturm des Projekts ist etwas verblasst, aber es handelt sich beim RLZ Handball Fürstenland um ein robustes Konstrukt», sagt Würth nun. Die Partnervereine hätten auch immer von der Ausbildung im RLZ profitiert. «Wenn man die Kader von Flawil, Wil oder Herisau betrachtet, sieht man zahlreiche Spieler, die im RLZ ausgebildet wurden und zu den Stammvereinen zurückgekehrt sind», stellt Würth fest. Entsprechend positiv seien die Gespräche mit den Partnervereinen nach dem Abstieg verlaufen. Dass die Abgänge von vier hoffnungsvollen Talenten nach Saisonende kein Zufall sind und teilweise mit dem Abstieg zusammenhängen, räumt Würth ein. Er gibt allerdings zu bedenken, dass man auch stolz sei, wenn es jungen, im RLZ ausgebildeten Spielern gelingt, in der NLA Fuss zu fassen. Das entspreche just der Strategie. Mit Simon Locher und Jan Brülisauer wechseln zwei junge Akteure in diesem Sommer zu St.Otmar in die NLA. Die Gefahr, dass talentierte Spieler nun gleich von Anfang an in die Ostschweizer Handball Akademie von St.Otmar wechseln, sieht Würth auch. «Aber am Schluss des Tages wollen wir möglichst vielen jungen Spielern eine gute Plattform bieten und den Ostschweizer Handball auf Spitzenniveau voranbringen. Wenn wir dazu zwischen den beiden Nachwuchsgefässen in Zukunft noch enger zusammenarbeiten müssen, werden wir uns dem nicht verschliessen», hält Würth fest.
Von Tobias Baumann
Lade Fotos..