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Verliert die katholische Kantonssekundarschule "Flade" ihren Sonderstatus?
Mit einigem Erstaunen machen Patrik Angehrn (Mitte) und Karin Winter-Dubs (SVP) in einem politischen Vorstoss im Stadtparlament darauf aufmerksam, dass das kantonale Bildungsdepartement den Sonderstatus der «Flade» (Katholische Kantonssekundarschule) aus dem Volksschulgesetz streichen will.
Sonderstatus Es werde ein kantonaler Einheitsbrei verordnet, kritisieren die beiden Mitglieder des Stadtparlaments. Nur noch Politische Gemeinden und Schulgemeinden dürften Schulträger sein, was das Aus für die «Flade» bedeute, an der heute immerhin rund 800 Jugendliche, darunter 530 Kinder aus der Stadt St.Gallen, in 45 Klassen unterrichtet würden. Damit sei die «Flade» deutlich grösser als manch andere Oberstufenschule im Kanton. Es sei falsch, einer etablierten und gut funktionierenden Oberstufenschule die Existenzgrundlage zu entziehen. Sie nehme seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle in der Bildung wahr.
Weiter wird im Vorstoss dargelegt, dass das Verhältnis mit der Stadt St.Gallen über die Beschulung der städtischen Oberstufenkinder seit fünf Jahren vertraglich geregelt sei. Dies habe gleichzeitig zu einem Paradigmenwechsel geführt, würden doch seitdem in der «Flade» auch Realklassen mit integrierten Kleinklassen geführt. Auch spiele seither die Religionszugehörigkeit keine Rolle mehr. Damit sei ein Erfolgsmodell entstanden, das nicht aufgegeben werden dürfe. Konkret wird der Stadtrat gefragt, wie seine offizielle Haltung zur angedachten Streichung der «Flade» mit Sonderstatus im Volksschulgesetz sei und ob er bereit sei, für die Erhaltung des Katholischen Konfessionsteils als Schulträger und damit für den Weiterbestand der «Flade» einzustehen und beim Kanton St.Gallen zu intervenieren.
Die «Flade» geht mit ihrem Ursprung auf eine der ältesten Schulen nördlich der Alpen zurück, richtete doch schon Notker in seinem Kloster zu Beginn des achten Jahrhunderts eine eigene Bildungsstätte ein. 1808/09 entstand im ehemaligen Klostergebäude ein «Gymnasium katholischer Fundation, was heute als eigentliches Gründungsdatum der Schule angenommen wird. 1834/35 wurde sie in «Katholische Kantonsschule» und 1977 in «Katholische Kantonssekundarschule» umbenannt. 1854 wurde die Schule erweitert und die Katholische Mädchen-Realschule gegründet, die 1931 ein eigenes Schulhaus an der Moosbruggstrasse erhielt. 1971 wurde das Notker-Schulhaus im Osten der Stadt eröffnet. Eine heikle Situation für die Schule ergab sich bereits 2016, als der Kantonsbeitrag gestrichen wurde. Sie konnte aber mit dem neuen Vertrag die Kostenlast durch kostendeckende Schulgelder auf die Stadt verlagern. Der heute gebräuchliche Name «Flade» kommt davon, dass bis 1859 zur Schuluniform eine flache, dunkelblaue Tellermütze mit einem unförmigen Vordach gehörte, die aussah wie eine Wähe.
Mit der Streichung des «Flade»-
Paragraphs gebe es neben einem «Aus» als Alternative die Übernahme des Privatschulstatus, was aber zu finanziellen Problemen führen könne. Im Katholischen Kollegium wurde denn auch die Absicht des Bildungsdepartements, die man nicht hinnehmen will, heftig kritisiert. Nach Administrationsratspräsident Armin Bossart greift hier die Kantonsregierung in eine wichtige Lebensader des Konfessionsteils, aber auch der Gesellschaft ein: «Die aktuelle Debatte könnte eine Entfremdung von Kirche und Staat ins Rollen bringen: Diese Erosion des bewährten und auf gegenseitigem Respekt gegründeten Zusammenlebens kann nicht gewollt sein.»
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