Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Von links: Piotr Zaba, Grundstückbesitzer, Hans-Dietrich Reckhaus (oben), Gründer von Insect Respect, Roland Aregger, Schulleiter, Andreas Jakob, Inhaber der Gartengestaltung Andreas Jakob GmbH und Thomas Oesch, Vizepräsident Gemeinde Mörschwil.
43 Schülerinnen und Schüler der Privatschule Waid in Mörschwil haben gemeinsam mit «Gartengestaltung Andreas Jakob» eine Fläche von 1200 Quadratmetern rund um die Schulanlage insektenfreundlich renaturiert. Organisiert wurde die Aktion von Insektizid-Hersteller Hans-Dietrich Reckhaus.
Biodiversität Ein Insektizid-Hersteller will die Insekten retten. Das klingt bizarr, doch Hans-Dietrich Reckhaus, Geschäftsführer der Reckhaus GmbH und Gründer des Gütesiegels «Insect Respect», hat sich genau das zum Ziel gesetzt: «Als Insektizid-Hersteller muss ich erkennen, dass meine Produkte wertvolle Insekten töten. Wenn ich Insekten töte, dann muss ich mich auch um den angerichteten Schaden kümmern. Seit rund elf Jahren befasse ich mich darum intensiv mit der Insektenrettung, um den ökologischen Schaden, den meine Produkte verursachen, zu reduzieren.»
Reckhaus möchte mit «Insect Respect» das Bewusstsein der Menschen für den Umgang mit Insekten transformieren. Er sagt: «Wir wollen den Markt für Insektizide mit allen Mitteln, die wir haben, reduzieren. Wir schreiben unsere Produkte deshalb mit Warnhinweisen und Präventionstipps an, damit die Menschen lernen, die Insekten in Ruhe zu lassen.» Darüber hinaus organisiert Insect Respect auch Informations- und Präventionsveranstaltungen oder publiziert Fachartikel zum Thema. Reckhaus möchte aber nicht bloss informieren, er will auch aktiv Insekten retten: «Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, insektenfreundliche Lebensräume anzulegen, um den Schaden, den unsere Produkte anrichten, zu kompensieren.»
Einer dieser insektenfreundlichen Lebensräume wurde nun rund um die Schule Waid in Mörschwil realisiert. So legten 43 Schülerinnen und Schüler der Schule Waid gemeinsam mit der Firma «Gartengestaltung Andreas Jakob» Einsaaten, wiederkehrende Stauden, insektenfreundliche Sträucher und Lebensräume wie Totholz- und Steinhaufen an. Piotr Zaba, Eigentümer der Liegenschaft und Stiftungsratspräsident der Schule Waid, sagt: «Für uns ist dieses Projekt eine gute Gelegenheit, diese ungenutzte Fläche von 1200 Quadratmetern neu zu gestalten. Damit können wir einen Beitrag zum Schutz der Natur leisten und den Schülerinnen und Schülern einen lebendigen Unterricht bieten.» Auch Reckhaus bezeichnet die Zusammenarbeit mit der Schule Waid als Glücksfall: «Wir haben ein Konzept entwickelt, wie man besonders insektenfreundliche Lebensräume anlegt. Für die Umsetzung benötigen wir allerdings Menschen, die Flächen besitzen und diese zur Verfügung stellen. Wir haben uns daher sehr gefreut, als die Schule Waid auf uns zugekommen ist.» Die renaturierte Fläche wurde am 15. September mit einer Feier, an der auch Vertreter der Gemeinde Mörschwil anwesend waren, eröffnet.
«Insektizide sind von vorgestern und völlig unnötig. Der Markt für Insektizide ist etwa um 80 Prozent zu gross. Wir produzieren weiter Produkte für diesen Markt, damit wir die Leute, die nach wie vor zu Insektiziden greifen, auf die Probleme, die diese verursachen, aufmerksam machen können», erklärt Reckhaus und fährt fort: «Wenn ich jetzt aus dem Markt aussteige, kann ich den Markt auch nicht verändern. Die Konkurrenz würde genauso weiter machen wie bisher. Ich arbeite an einem neuen Verständnis für Insektenbekämpfungsmittel: Kaufe weniger und Insektizid frei!» Langfristig will Reckhaus dafür sorgen, dass der Einsatz von Insektiziden immer mehr reduziert wird und schliesslich ganz verschwindet. Das bedeutet, dass die Reckhaus GmbH künftig weniger Insektizide verkaufen will. Reckhaus sagt dazu: «Die Frage, ob wir uns das ökonomisch leisten können, stelle ich mir momentan nicht.»
Selim Jung
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