Gabriela Eberhard
hat eine Interpellation zur Beflaggung der Stadt zur Pride 2025 eingereicht.
Mit den Sommermonaten kommt auf Bergbauernfamilien viel harte Arbeit zu – umso mehr, wenn sie einen Schicksalsschlag erlitten haben oder sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden. In solchen Fällen vermittelt Caritas Schweiz freiwillige Helferinnen und Helfer. Einer von ihnen ist Peter Federer aus Herisau.
Freiwilligenarbeit Der Sommer ist die intensivste Jahreszeit für Berg- und Alpbetriebe. Nebst der ohnehin schon anstrengenden Arbeit können eine plötzliche Krankheit, ein Unfall, ein Erdrutsch oder der Bau eines neuen Stalls die Bäuerinnen und Bauern an den Anschlag bringen. In solchen Situationen vermittelt Caritas Schweiz freiwillige Helferinnen und Helfer, die auf dem Hof mit anpacken. Alleine für diesen Sommer sind noch über 90 Bergbauernfamilien auf der Suche nach helfenden Händen. «Die Freiwilligen schätzen es, sich körperlich betätigen und aus ihrem Alltag ausbrechen zu können», sagt Desirée Germann, Mediensprecherin von Caritas-Bergeinsatz. Die Arbeit werde zwar als streng, aber auch als sehr sinnstiftend empfunden. «Viele leisten mehrere Male einen Einsatz», sagt Germann. So auch Peter Federer aus Herisau, er hat bereits elf solcher Einsätze geleistet. «Als unsere Kinder erwachsen wurden und nicht mehr mit uns in die Ferien gereist sind, hatte ich plötzlich überschüssige Ferienzeit», erinnert sich Federer zurück. Er mag es, wenn die Ferien aktiv gestaltet sind, und so überlegte er sich, wie er seine freie Zeit nach seinen Interessen gestalten wolle. «Ich habe schon immer gerne draussen gearbeitet – ausserdem fand ich spannend, einmal die andere Seite der Landwirtschaft zu sehen», sagt der Herisauer. Er hat früher im Amt für Umwelt gearbeitet und die Landwirtschaft war ein Bereich seiner Tätigkeit. «Die Freude an der Botanik und mein Wunsch, Heu zu ernten, führten dazu bei, dass ich zu Bergbauern ging», sagt er.
Im Vordergrund stand aber stets, dass er Unterstützung leisten wollte. Bei seinen elf Einsätzen hat Federer schon einiges von der Schweiz gesehen. «So lernt man das Land gleich auch noch besser kennen.» Das Lötschertal ist ihm besonders in Erinnerung geblieben, da er dort Kräuterwiesen abernten konnte. «Das hat herrlich gerochen», erinnert er sich. Vor kurzem kehrte er aus dem Isenthal zurück. Dort hätte er eine wunderbare Aussicht geniessen können, hätte das Wetter mitgespielt. Aber er war ohnehin zum Arbeiten da. «Wer meint, es seien Ferien plus, irrt. Man muss anpacken wollen», sagt Federer. Bislang war er immer an einem neuen Ort und fand überall etwas, was ihm in Erinnerung blieb. Die Freiwilligen dürften natürlich aber auch wieder zu derselben Familie gehen, sollte dies für beide Seiten passen. Jedes Jahr werden rund tausend Helferinnen und Helfer benötigt. Ein Einsatz dauert mindestens eine Woche. «Der Bergeinsatz ist sowohl für die Helferinnen und Helfer als auch für die Bauernfamilien ein bereicherndes Erlebnis. Nicht selten entstehen Freundschaften, die über das freiwillige Engagement hinaus gehen», sagt Desirée Germann.
Peter Federer hat meist einmal im Jahr einen solchen Einsatz geleistet. Doch nun, da er pensioniert ist, könne er sich vorstellen, mehr als einen Einsatz zu erbringen. «Im Herbst werde ich voraussichtlich noch einmal ins Isenthal reisen», sagt Federer. Wer sich für einen Einsatz bei einer der Bergbauerfamilien interessiert, kann online nachsehen, welche Familien jemanden sucht. «Ich entscheide immer nach der Beschreibung, ob der Einsatz für mich passen könnte», sagt Federer. Der Kontakt erfolgt über die Plattform der Caritas. Freiwillige Helferinnen und Helfer können überall dort entlasten, wo es gerade nötig ist: beim Heuen, Melken, Zäunen, im Stall oder Haushalt. «Es ist jeweils genau beschrieben, wo Hilfe gebraucht wird – oft auch weswegen», sagt Federer. Nebst der ohnehin schon anstrengenden Arbeit können eine plötzliche Krankheit, ein Unfall, ein Erdrutsch oder der Bau eines neuen Stalls die Bäuerinnen und Bauern an den Anschlag bringen. «Ich konnte schon sehr viel unterschiedliche Arbeit leisten – von Aufräumarbeiten, über Kühe striegeln, ausmisten, holzen, Pflanzen ausreissen bis zu Sanierungen. Ich durfte teilweise auch dabei helfen, Tiere auf die Alp zu treiben oder Weiden zu pflegen», sagt Federer. «Auf einer Alp war dem Landwirt besonders wichtig, dass seine Tiere sauber sind, weswegen ich sie jeden Tag zweimal gründlich gestriegelt habe», erinnert sich Federer.
Die Freiwilligen leben eng mit den Familien zusammen, was von beiden Seiten Toleranz erfordert – jede Familienstruktur ist anders. «Man isst zusammen mit der Familie, teilt sich teilweise das Bad oder schläft auf engstem Raum», sagt Federer. Einmal habe er lediglich unter der Treppe ein Bett gehabt. «Manchmal hat man wenig Rückzugsmöglichkeiten, muss für die Dusche oder die Toilette aus dem Haus», sagt Federer. Die Arbeitstage sind lang, dennoch finde sich immer auch Zeit, gemeinsam zusammen zu sitzen und Kaffee zu trinken. «Je nachdem arbeitet man von vier Uhr morgens bis neun Uhr abends», sagt Federer. Es gäbe auch Herausforderungen – so sei es auch schon zu Unfällen gekommen. «Einmal ist an meinem letzten Tag ein Heuwagen gekippt. Glücklicherweise ist nicht viel passiert. Oder aber man bekommt etwas von einem Todesfall mit und sitzt als Fremder etwas fehl am Platz daneben», so Federer. Dennoch geniesst er die Einsätze. «Die neuen Eindrücke sind toll und man sieht abends immer, was man geleistet hat», meint der Herisauer.
Die Familien seien jeweils dankbar, wenn die Freiwilligen auf dem Hof sind. «Manchmal habe ich im Nachhinein noch eine Dankeskarte erhalten oder wurde mit Produkten vom Hof beschenkt. Die Wertschätzung und Offenheit der Familien sind schön – es ist immer ein Geben und Erhalten», sagt Federer. Menschlich und arbeitstechnisch habe er schon viel gelernt. Eine seiner Erkenntnisse: «Jedä heuet andersch», sagt er und lacht. Ernster fügt er an: «Ich bin demütiger geworden und weiss zu schätzen, wie bequem wir es haben. Für mich war wichtig zu sehen, wie unterschiedlich es auch in der Schweiz sein kann», sagt Federer. Einsätze, wie er sie leistet, würde er weiterempfehlen. Gerade auch Leuten, die der Landwirtschaft kritisch gegenüberstehen, empfiehlt er, sich auf diesem Wege selbst einmal einen Eindruck zu verschaffen. «Bergbauern gehen häufig vergessen – bei Bauernverbänden wie auch bei Regelungen, die der Bund erarbeitet», sagt Federer. Auf www.bergeinsatzbergeinsatz.ch.ch sind alle Bergbauernbetriebe aufgeführt, die auf Unterstützung angewiesen sind. Interessierte können ihren Bergeinsatz unkompliziert online buchen.
Stefanie Rohner
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