Gabriela Eberhard
hat eine Interpellation zur Beflaggung der Stadt zur Pride 2025 eingereicht.
Anja Leibacher (links) und Sheryn Locher bei ihrem Auftritt in Zürich. z.V.g.
Faszination True Crime: Podcast über wahre Verbrechen gibt es viele. Sheryn Locher und Anja Leibacher sprechen in ihrem Podcast «Lebenslänglich?» über Kriminalfälle aus der Schweiz. Ende Oktober treten sie in der Alten Stuhlfabrik Herisau auf.
Live-Podcast Im Bereich True Crime widmen sich viele Podcasterinnen und Podcaster den menschlichen Abgründen. So auch Sheryn Locher aus Herisau und Anja Leibacher aus dem Aargau. Die Frauen haben sich bei ihrer Ausbildung bei «toxic.fm» kennengelernt und dort festgestellt, dass sie regelmässige Hörerinnen von True Crime-Formaten sind. Im November 2022 brachten die beiden die erste Folge heraus. Inzwischen haben sie 50 Folgen veröffentlicht. Nach dem ersten Live-Auftritt in Zürich dieses Jahr folgt nun ein weiterer am 31. Oktober in der Alten Stuhlfabrik Herisau. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft. «Wir haben uns das natürlich erhofft, aber damit gerechnet haben wir nicht. Ich wusste, dass einige kommen werden, die ich kenne, da ich selbst aus Herisau komme, aber es freut uns dennoch wahnsinnig», sagt Locher.
Derzeit sind die beiden noch damit beschäftigt, das Skript für den Fall zu finalisieren. «Es ist ein Fall, der noch nicht so lange her ist. Es geht um eine Frau, die tot in einem Schacht aufgefunden wurde», sagt Locher. Da es ein eher neuer Fall ist, müssen die beiden nicht wie sonst in den Archiven auf Spurensuche gehen. «Wir konnten online und in Zeitungen viel über diesen Fall finden. Jetzt gleisen wir noch auf, mit einem Anwalt zu sprechen, um zu erfahren, was sich bei der Gerichtsverhandlung abgespielt hat», sagt die Herisauerin. Expertinnen und Experten werden in den regulären Podcast-Folgen eingespielt, im Falle des Live-Auftrittes werden die beiden erzählen, was sie vom Anwalt in Erfahrung bringen konnten.
Da der 31. Oktober der Halloween-abend ist, wird – bevor der Fall losgeht – etwas passieren, was mit Halloween zu tun hat. Beim Fall wollten sie nicht unbedingt dieses Thema als Aufhänger nehmen. «Es hätte natürlich gepasst, da Halloween sowie True Crime gruslig sind. Wir haben uns aber bewusst dagegen entschieden», sagt Locher. Dies, weil die beiden zwar wahre Verbrechen lieben, alles was übernatürlich und horrormässig sei, fänden sie aber viel zu gruslig. «Da haben wir Angst, obwohl die wahren Verbrechen viel schlimmer sind», meint Locher. Wichtig war den beiden Podcasterinnen bei der Wahl des Falles, dass eine Nähe zu Herisau besteht. «Wir wollten, dass die Leute teils die Orte gar kennen könnten.»
Vor Live-Auftritten sind die beiden jeweils nervös. Diesmal tritt Locher dort auf, wo sie aufgewachsen ist. «Da ist der Druck etwas grösser. Da mich viele kennen, habe ich das Gefühl, dass ich noch mehr als sonst abliefern muss. Gerade bei Menschen, die ich nur flüchtig kenne, fällt es mir schwerer, entspannt zu bleiben. In Zürich waren nebst Fremden gute Freundinnen, Freunde und die Familie vor Ort, das macht mich irgendwie weniger nervös», sagt Locher. Mit der Nervosität gehen die beiden ähnlich um. In Zürich haben sich die beiden den Tag über mit Musik in die richtige Stimmung versetzt und sich vor dem Auftritt zurückgezogen, um alles in Ruhe nochmals durchzugehen. «Kurz zuvor und die ersten Minuten auf der Bühne waren wir wahnsinnig nervös. Danach hat es sich gelegt», erinnert sich Locher. Es sei gut gelaufen und beim Publikum gut angekommen. «Am Schluss war ich überwältigt, als alle applaudiert haben. Da bemerkte ich, dass alle extra wegen uns gekommen waren. Das war schön», sagt sie.
Nach Herisau steht aktuell noch ein Live-Auftritt bevor. Vom 8. bis 10. November findet in Zürich das «Suisse Podcat Festival» statt. Die Anfrage sei spontan gekommen. Dieses Jahr sei das Festival noch viel grösser und es werden 36 Podcast live zu hören sein. «Wir sind am 10. November von 14 bis 15 Uhr an der Reihe», sagt Locher. Der Aufwand der Vorbereitung sei dort geringer, da sie die Veranstaltung lediglich besuchen und nicht wie in Herisau organisieren müssen. «Zudem wird der Fall in Herisau länger gehen wie jener in Zürich», sagt Locher. Auch in diesem Jahr ist «Lebenslänglich?» wieder nominiert, diesmal in der Kategorie Podcasts des Swiss Influence Awards. Gesamt gibt es in dieser Kategorie zehn Nominierte. Locher und Leibacher waren im März schon einmal nominiert beim Suisse Podcast Award, damals für den Publikumspreis.
Erst einmal freuen sich die beiden aber zuerst auf den Auftritt in Herisau. In Zukunft sei aber geplant, dass mehr Live-Veranstaltungen über die Bühne gehen. Den Podcast betreiben die beiden seit beinahe zwei Jahren – am 6. November 2022 erschien die erste Folge. «Zu Beginn wussten wir natürlich nicht, wie lange wir das machen werden, da wir nicht wussten, wie es ankommen wird. Aber wenn wir etwas machen, dann richtig», so Locher. Zu Beginn hörten vor allem Freundinnen und Freunde sowie die Familie das True Crime-Format. «Danach folgten die Bekannten und dann uns völlig fremde Menschen», so Locher. Es trudelten immer mehr positive Bewertungen ein, daher sei nie in Frage gekommen, aufzuhören. «Wir machen so lange weiter, wie wir können und wollen. Derzeit passt der Podcast gut in unser Leben und macht uns nach wie vor Spass», sagt Locher. Inzwischen haben die beiden pro Folge durchschnittlich 7'000 Streams, ihnen folgen zudem rund 5'000 Personen auf Spotify. Die beiden Frauen führen eine Liste mit Kriminalfällen aus der Schweiz, die sie behandeln wollen. «Die Fälle gehen uns keinesfalls aus, im Gegenteil, es kommen immer noch mehr dazu», meint sie. Hörerinnen und Hörer oder Menschen aus dem Umfeld schicken immer wieder Fälle aus den Orten, aus denen sie stammen. «Klar, Schweizer Serienmörder und -mörderinnen sind irgendwann abgearbeitet, da gibt es nicht so viele. Aber andere Fälle gehen uns sicher nicht aus», sagt Locher. Jene, die kein Ticket ergattern konnten, dürfen sich aber dennoch freuen: Der Live-Auftritt wird aufgezeichnet und landet dann als Folge auf Spotify.
Stefanie Rohner
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