Kartrin Corazza
veröffentlicht unter dem Künstlernamen Katy O. ihr erstes Soloalbum.
Die Schule Gossau sensibilisiert Schülerinnen und Schüler in Workshops für Gefahren wie Internetsucht, Cybermobbing oder sexuelle Übergriffe. z.V.g.
Die Schule Gossau sensibilisiert Kinder und Jugendliche in Workshops für Gefahren wie Internetsucht, Cybermobbing oder sexuelle Übergriffe, die mit der Nutzung von digitalen Medien einhergehen. Auch die Eltern erhalten von der Medienpädagogin Informationen, Erklärungen und Tipps.
Schule «Deine Mutter ist eine Hure», «Arschf…..», «Dreckige Schlampe»: Der Screenshot eines Dialogs aus einem Chat lässt keine Fragen offen über die Deftigkeit der Beleidigungen, die Schüler teilweise gegenseitig austeilen. Jenen Eltern, die das für eine absolute Ausnahme und ein Extrembeispiel halten, nimmt Nicole Etter, die als Schulsozialarbeiterin die Workshops und auch den Eltern-Informationsabend begleitet, die Illusionen: «Solche Chatverläufe sehen wir regelmässig. Das kommt in zahlreichen Klassenchats vor.» Medienpädagogin Amra Cehic bestreitet mit den Gossauer Schülerinnen und Schülern die Workshops zur Mediennutzung und leitet den Informationsanlass. Zu solchen Beleidigungen erklärt sie: «Kinder sind ab 10 Jahren strafmündig. Mit Hassrede und Beleidigungen machen sie sich strafbar.» Darüber kläre sie die Schülerinnen und Schüler im Workshop der 4. Klasse auf. Auch wer diskriminierende Inhalte, intime Fotos oder pornografisches Material an Minderjährige weiterverbreitet, verletzt das Gesetz, erklärt Cehic. Bereits das Teilen von Fotos ohne Erlaubnis der gezeigten Person ist theoretisch strafbar. Rund die Hälfte der Schülerinnen und Schüler glaubten jeweils, Fehlverhalten im digitalen Bereich sei weniger schlimm als in der Realität, was natürlich nicht stimmt.
Neben strafbaren Handlungen spricht die Medienpädagogin, die seit einem Jahr an der Schule Gossau tätig ist, zahlreiche weitere Themen an. So wird unter anderem über ungewollte Werbeinhalte, Viren, falsche Körperbilder, gefährliche Trends oder Hasskommentare gesprochen. Letztere seien überall anzutreffen und würden von den Kindern inzwischen als selbstverständlich wahrgenommen. Auch Gewalt und Pornografie thematisiert Cehic, wobei sie klarstellt, es erfolge in ihren Workshops kein Aufklärungsunterricht. Aber die Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse müssten zumindest wissen, worum es geht, wenn sie mit solchen Inhalten konfrontiert werden. Auch das sogenannte Cyber-Grooming wird angesprochen. Dieses bezeichnet die gezielte Manipulation von Minderjährigen in der digitalen Welt durch Erwachsene – meist mit sexuellen Motiven. «In Games wie Brawl Stars gibt es Chatrooms. Dort halten sich auch erwachsene Männer auf, die sich erst als Kinder ausgeben und beispielsweise plötzlich Nacktbilder ihrer Geschlechtsteile schicken», erklärt Cehic.
Der Posten, an dem sich die Schülerinnen und Schüler mit unerfreulichen Inhalten befassen müssen, schockiere diese manchmal, erklärt die Schulsozialarbeiterin. Doch um sexuelle Übergriffe zu verhindern, sei es enorm wichtig, mit den Kindern darüber zu reden. «Aufklärung ist die beste Prävention», sagt Etter. Sie spreche mit den Schülerinnen und Schülern von guten und schlechten Geheimnissen und frage: «Wer möchte, dass etwas ein Geheimnis bleibt, und was hast du für ein Gefühl dabei?» Kinder und Jugendliche haben auch in der digitalen Welt ihre Geheimnisse und wissen diese gut zu wahren, erklärt Cehic. «Kinder verstecken Inhalte. Sie können beispielsweise Apps ein- und ausblenden, so dass diese auf dem Bildschirm nicht angezeigt werden.» Auch Fake-Apps würden von Oberstufenschülern genutzt, um Inhalte vor den Erziehungsberechtigten zu verstecken. Oft würden sich diese aber beispielsweise auch nicht um Altersvorgaben kümmern. «Bereits 7- und 8-Jährige spielen GTA, obwohl das Spiel aufgrund der Gewalt erst ab 18 Jahren zugelassen ist», stellt Cehic fest.
Weiter gibt die Medienpädagogin einen Überblick über die generellen Altersempfehlungen für digitale Mediennutzung. Im Alter von 3 bis 6 Jahren sollte auf digitale Geräte weitgehend verzichtet werden, von 6 bis 9 Jahren wird empfohlen, diese kreativ einzusetzen. «Ab 9 Jahren ist der Besitz eines eigenen Geräts möglich, aber aus meiner Sicht nicht empfehlenswert», erklärt Cehic. Ab 12 Jahren hätten die meisten Jugendlichen ein eigenes Gerät. Wichtig sei dann, klare Zeitvorgaben zu machen. Den Schülerinnen und Schülern gibt Cehic in den Workshops mit auf den Weg, ihr Medienverhalten und auch Inhalte kritisch zu hinterfragen.
Von Tobias Baumann
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