Andrea Isler
lädt zu ihrer ersten eigenen Kunstausstellung in die Villa bleu ein.
Professor Stefan Sonderegger bei der Erörterung der digitalen Missivenedition.
Zur Erhellung der St.Galler Lokalgeschichte wird der Briefverkehr der Stadt St.Gallen in den Jahren 1400 bis 1650 digital erfasst und der Forschung und interessierten Laien zugänglich gemacht. Im Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde arbeitet ein Team schon seit 2017 an der Veröffentlichung der aus ganz Europa an die Stadt gelangten Korrespondenz.
Digitallösung Anlässlich einer Orientierung zur Teilveröffentlichung im Internet betonte Projektleiter Professor Stefan Sonderegger, dass es sich hier um ein Projekt von Historikern und IT-Spezialisten handelt, das in der gewählten breiten Form Pioniercharakter hat. Die Briefe werden transkribiert (in lesbare Schrift übersetzt) und zusammen mit den Vorlagen und Zusammenfassungen barrierefrei publiziert. Es ist auch ein Register erstellt worden, das das Auffinden von gesuchten lokalhistorischen Ereignissen erleichtert.
Von Sonderegger und Professor Werner Hagmann wurden an der Veranstaltung im Stadthaus drei in die Edition aufgenommene Briefwechsel-Sammlungen genannt, die in besonderem Masse neue Erkenntnisse in der historischen Forschung ermöglichen: Die Gerüchte und die Nachrichtenübermittlung von 1444 zu den angriffigen Söldnern im Dienste Frankreichs, zur Piraterie auf dem Bodensee von 1457, als auch Nürnberger Kaufleute auf dem See ausgeraubt wurden, und zur St.Galler Hilfe von 1649 für nach dem Dreissigjährigen Krieg darniederliegende deutsche Städte, insbesondere Kaufbeuren. Empfänger der Korrespondenz aus fast ganz Europa war zur Hauptsache der St.Galler Rat. Die Themen in den damals von Boten überbrachten Briefen sind sehr vielfältig, so geht es etwa um den Güteraustausch zwischen den Ländern und den Städten des Reiches und der Eidgenossenschaft.
Zum Editionsteam gehören nebst den bereits Genannten Alina Mächler, Noemi Schöb und Arman Weidenmann. Finanziell wird das Projekt getragen vom Schweizerischen Nationalfonds, vom Kanton St.Gallen, von der Ortsbürgergemeinde St.Gallen, von der Universität Zürich und von diversen privaten Förderstiftungen. Geplant ist auch eine breite Öffentlichkeitsarbeit, so unter dem Titel «Missive des Monats» die Veröffentlichung eines Briefwechsel-Beispiels, und im wissenschaftlichen Bereich die Erstellung einer Dissertation.
Die Digital-Edition ist unter https//missiven.stadtarchiv.ch erreichbar.
Von Franz Welte
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