Kartrin Corazza
veröffentlicht unter dem Künstlernamen Katy O. ihr erstes Soloalbum.
Bei der Veranstaltungsreihe Focus PHSG wurde in St.Gallen intensiv über den Umgang mit Smartphones an Schulen debattiert. Vertreterinnen und Vertreter aus Bildung, Wissenschaft und Politik diskutierten über mögliche Verbote, Forschungslücken und pädagogische Ansätze.
Bildung Wie stark lenken Smartphones Schülerinnen und Schüler tatsächlich ab? Diese Frage stand im Zentrum der Veranstaltung Focus PHSG, die am 22. Oktober im Hochschulgebäude Hadwig der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) stattfand. Zum Auftakt stellte Dr. Josef Buchner, Bereichsleiter Forschung und Entwicklung am Institut für Digitale und Informatische Bildung der PHSG, die aktuelle Studienlage vor. Er plädierte für eine sachliche Betrachtung: Exzessive Handynutzung könne zwar schädlich sein, doch die wissenschaftliche Basis sei bislang begrenzt. «Mehr Forschung in diesem Bereich ist dringend notwendig», so Buchner. Er betonte zudem, dass sich die Auswirkungen stark danach unterscheiden, was Jugendliche am Handy tun. Bestimmte Formen der Nutzung könnten sogar positive Effekte auf Lernen und psychische Gesundheit haben. Problematisch werde es, wenn die Nutzung in Kontrollverlust münde und reale soziale Kontakte verdränge. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass Ablenkung kein exklusives Phänomen junger Menschen sei: «Wir alle lassen uns extrem leicht ablenken.»
Im Anschluss diskutierten Bildungsdirektorin Bettina Surber, Raphael Frei, FDP-Kantonsrat und Rektor der Schule Buchs, sowie Lara Böhm, Präsidentin der Studierendenorganisation Kindergarten- und Primarstufe der PHSG, über mögliche Konsequenzen für den Schulalltag. Für Raphael Frei steht fest: «Wir haben ein Problem mit Smartphones, das wir unter anderem dadurch lösen können, dass sie aus dem Schulzimmer verbannt werden.» Seine Schule handhabe das konsequent – Geräte dürften dort nicht zu sehen oder zu hören sein. Tablets und Laptops würden im Unterricht gezielt eingesetzt, Handys im Schullager seien hingegen tabu. Diese Praxis entspricht der Empfehlung des Bildungsrats, auf die Bettina Surber verwies: «Private Smartphones haben auf dem Schulareal nichts verloren.» Für den Unterricht sollen stattdessen geeignete Geräte bereitgestellt werden. «Es ist aber Sache der Schulträger, den Umgang mit Smartphones in der Schule zu regeln», stellte Surber klar. Anders sieht es Lara Böhm. Sie sprach sich gegen ein Verbot aus und plädierte für einen pädagogischen Ansatz: «Stattdessen sollte man mit den Kindern in den Diskurs gehen. In vielen Themen haben sie ja bereits wesentlich mehr Erfahrung als die Erwachsenen.» Josef Buchner ergänzte, dass digitale Kompetenzen fächerübergreifend gestärkt werden müssten – nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, sondern ebenso bei Lehrpersonen, PH-Studierenden und Eltern.
Zum Abschluss waren sich die Diskutierenden einig, dass es kein kantonales Handyverbot brauche. «Wenn in den Schulen Leidensdruck entsteht, dann reagieren die Schulleitungen darauf», so Surber. Raphael Frei wünschte sich, dass der Kanton weiterhin im Austausch mit den Schulträgern bleibe und darauf achte, dass das Thema regelmässig besprochen werde. Während in mehreren Schweizer Kantonen – etwa Nidwalden, Aargau, Wallis und Neuenburg – bereits Handyverbote gelten, verfolgen die Ostschweizer Kantone einen liberaleren Ansatz. So lehnte der Thurgauer Grosse Rat Ende September ein kantonales Verbot ab. Auch die St.Galler Regierung hält an der bisherigen Linie fest. Ein flächendeckendes Verbot sei nicht nötig, so Bildungsdirektorin Surber. Die Empfehlung des Bildungsrats, private Smartphones und Smartwatches auf Schularealen nicht zuzulassen, genüge – und werde von den meisten Schulen bereits umgesetzt.
Selim Jung
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