Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Agathe Schilter war vergangene Woche zu Besuch bei ihren Schützlingen in Douala.
Die Stadt St.Gallen beteiligt sich mit 252'000 Franken an 16 Entwicklungsprojekten in den ärmsten Ländern der Welt. Darunter ist auch das Hilfsprojekt «Kinderkrippe in Douala» des St.Galler Vereins Donner Espoir, der sich in Kamerun engagiert.
Humanitäres «In Douala gibt es viele junge Frauen, die aus den Konfliktregionen Kameruns geflüchtet sind und ihre Kinder momentan nicht zur Schule schicken können. Sie können sie auch nicht mit zur Arbeit nehmen. Die Kinder sind daher oft ohne Aufsicht und erhalten keine Schulbildung», erklärt Agathe Schilter, die Gründerin des Vereins Donner Espoir. Die gebürtige Kamerunerin lebt seit 18 Jahren in der Schweiz und ist ausgebildete Schneiderin sowie Pflegefachfrau. Momentan arbeitet sie am Alterszentrum Schäflisberg. 2023 gründete sie den Verein Donner Espoir mit dem Ziel in Douala, der Stadt, in der sie geboren ist, eine Kinderkrippe zu realisieren. «Momentan mieten wir in Douala ein Haus, in welchem wir eine kostenlose Kinderkrippe für Kinder unter sechs Jahren betreiben», erklärt Agathe Schilter. Die Kinderkrippe in Douala ist erst der erste Schritt eines grösseren Projekts. Der Verein Donner Espoir will neben der Kinderkrippe zukünftig auch einen Kindergarten realisieren. «Das letzte Mal, als ich vor Ort war, wurde ich gefragt, ob wir auch ältere Kinder betreuen können. Denn es gibt in der Gegend auch viele Flüchtlingskinder zwischen drei und zehn Jahren, die keine Eltern mehr haben. Nicht zuletzt auch für sie wollen wir nun unser Angebot ausweiten», so Schilter.
In Kamerun herrscht Bürgerkrieg. 2016 eskalierten im Nord- und Süd-Westen des Landes wütende Proteste gegen die Unterdrückung durch die mehrheitlich frankophone Bevölkerung. Lehrkräfte, Studierende, Anwältinnen und Anwälte forderten dabei mehr kulturelle und soziale Rechte für die anglophone Bevölkerung und sprachen sich gegen die wirtschaftliche Marginalisierung der anglophonen Regionen aus. Die Leidtragenden dieser Krise sind vor allem Kinder. Anglophone separatistische Gruppierungen, die das Bildungssystem als verlängerten Arm der Regierung sehen, blockieren seit Ausbruch des Bürgerkriegs einen Grossteil der Bildungseinrichtungen. Laut Unicef sind in Kamerun über 80 Prozent der Schulen geschlossen. Mehr als 855'000 Kinder können momentan nicht zur Schule.
Die Stadt St.Gallen hat nun einen Förderbeitrag in der Höhe von 15'000 Franken für das Projekt von Donner Espoir gesprochen. Für Agathe Schilter kam der Zuspruch überraschend: «Ich habe natürlich darauf gehofft, dass wir von der Stadt St.Gallen finanzielle Unterstützung erhalten, aber damit gerechnet habe ich nicht. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung.» Mit den 15'000 Franken werden einerseits die Löhne des Betreuungspersonals mitfinanziert, andererseits wird das Geld investiert, um einen Garten anzulegen. «Mit dem Garten kann sich die Kindertagesstätte selbst versorgen. Zudem erhalten die Kinder somit wieder Zugang zur Natur und erlernen, wie sie Pflanzen anbauen können», sagt Regula Geisser, Architektin bei der GSI Architekten AG und Vizepräsidentin des Vereins Donner Espoir. Sie fügt an: «Wir wollen, dass die Tagesstätte ein Quartiertreffpunkt wird, der auch am Wochenende Beschäftigung für die Kinder bietet.» Das Projekt soll direkt von den Menschen in Douala umgesetzt und betrieben werden, um sowohl den gesellschaftlichen Zusammenhalt als auch Arbeitsplätze zu fördern.
Für Agathe Schilter ist es nicht das erste Hilfsprojekt, das sie in Kamerun realisiert hat. 2012 gründete sie mit eigenen Mitteln ein Ausbildungszentrum im ländlichen Esu. «Im Ausbildungszentrum brachte ich Teenager-Müttern zwischen 11 und 18 Jahren das Nähen, Sticken, Stricken und Frisieren bei, um ihnen das Geldverdienen zu ermöglichen. Mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs musste der Betrieb des Ausbildungszentrums allerdings eingestellt werden», erklärt Schilter. Ihre Motivation zu helfen, litt darunter jedoch nicht und mit der Unterstützung ihres Umfelds in der Schweiz folgte die Gründung von Donner Espoir. «Für dieses Projekt hat Agathe 9'000 Franken ihres eigenen Geldes investiert. Das finde ich bemerkenswert. Dies hat mir von Anfang an gezeigt, dass sie es sehr ernst meint mit dem Projekt», sagt Geisser. Das Ziel des Vereins ist es vorerst, das Projekt zu stabilisieren. Auf lange Sicht möchte man das Angebot allerdings weiter ausbauen und auf weitere Standorte ausweiten. «Sofern die Finanzierung funktioniert, wollen wir künftig auch Land kaufen, darauf weitere Kindertagesstätten bauen und Gärten anlegen. Unser jetziges Konzept ist skalierbar. Wir wollen es daher auch in anderen Quartieren in Douala umsetzen», sagt Geisser.
Unterstützen Sie das Projekt von Donner Espoir mit einer Spende:
IBAN: CH9380808006939903782
Weitere Informationen zu Donner Espoir finden Sie unter: https://donner-espoir.ch/
Von Selim Jung
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