Harry Wirth
freut sich auf den Markt-Erlebnistag und wünscht sich viele Gäste.
Vor 150 Jahren wurde in Sitterdorf Ernst Ulrich Buff geboren. Er errichtete nach baubiologischen Prinzipien in Herisau die Villa Nieschberg, die von der Stiftung «Best Hope» sorgfältig restauriert wurde und inzwischen den Namen der Stiftung trägt. Seine Ideen, die ihm einst viel Spott eintrugen, haben teilweise an Aktualität gewonnen.
Lebensreform Ernst Ulrich Buff machte eine fundierte Ausbildung als Stickereikaufmann im In- und Ausland und war von 1899 bis 1908 Teilhaber der väterlichen Firma in Herisau, die er 1915 übernahm. Die Firma wurde auch als Folge der Stickereikrise liquidiert. 1907/08 liess er in Herisau die Villa Nieschberg, auch Villa Buff und Villa Sorgenlos genannt, vom Kölner Architekt Heinrich Grunwald als lebensreformerischen Gesundheitsbau nach baubiologischen Prinzipien mit einem Turm, einer Getreide-Windmühle sowie Terrassen und einem Wintergarten für Sonnen- und Luftbäder errichten. Die Türklinken liessen sich nur durch Anheben bedienen, denn nach Buff sollte sich der Mensch nicht durch «Drücken» bessern, sondern durch «Heben». Die Naturböden des Kellers sollten den Kontakt mit dem Erdmagnetismus ermöglichen und ideale Bedingungen für Erdbäder und die Lagerung von Obst und Gemüse schaffen.
Damals stand er in Kontakt mit der Tessiner Monte-Verità-Bewegung. Er lebte fortan streng vegetarisch nach der von ihm verfassten Lebensschule «Erdenglück». In weiteren seiner Werke versuchte er seine Ideale zu verbreiten. 1924 gründete er die Lebensschule «Sorgenfrei» und die 4-L-Stiftung «Lerne länger leidlos leben». Auf seine Initiativen gehen auch die Entstehung des Naturheilvereins Herisau und des Vereins für Volkswohl Herisau zurück. Er gehörte zudem dem Freimauer-Zirkel Säntis an. Viele seiner Ansichten, die zu seiner Zeit auch starke Opposition hervorriefen, feiern heute eine Renaissance, so seine Ablehnung des Fleischkonsums und die biologische Lebensausrichtung. Von 1905 bis 1908 gehörte Buff dem Herisauer Gemeinderat an.
Nach 1920 geriet der bislang areligiöse Buff in den Bann seines christlich-fundamentalistischen Schwiegersohns. Er hatte viel Spott zu ertragen, was sich auch in den Übernamen «Barefödlebuff» und «de barfüessig Heiland» manifestiert. Seine 2026 durch die Verwandten angestrengte Bevormundung bewog ihn zur Auswanderung mit einer befreundeten Familie und zum Kauf der Urwaldsiedlung «Klein-Paul» in Brasilien, um exportfähige Früchte zu pflanzen. 1931 starb er dort bei der Explosion eines Heizkessels. Die Überlebenden der Kolonie kehrten 1940 in die Schweiz zurück.
In der Villa wurden über Jahrzehnte ehemalige Drogenabhängige therapiert, jetzt wird betreutes Wohnen für Menschen mit einer psychischen, suchtbedingten oder kognitiven Beeinträchtigung angeboten. Bei der Restaurierung des Baus mit seiner wechselvollen Geschichte wurden die Bauprinzipien Buffs mit lichtdurchfluteten hohen Räumen beibehalten. Der Nachlass von Ernst Ulrich Buff befindet sich im Staatsarchiv Appenzell-Innerrhoden. ⋌we
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